Der Schuldezernent Michael Frost fordert eine Vereinbarung der Länder für Standards der Lehrerbesoldung und Unterrichtsverpflichtung.
Für 976 Einschulungskinder beginnt in dieser Woche der Schulalltag in 46 Grundschulklassen des 1. Jahrgangs. 1047 Schülerinnen und Schüler starten nach Abschluss der vier Grundschuljahre nun in die 5. Klassen der Oberschulen und des Lloydgymnasiums.Für sie wurden in den vergangenen Wochen zusätzliche Schulräume geschaffen bzw. vorhandene Standorte saniert und ausgebaut. In Lehe entstand am Rande des Kistnergeländes sogar eine neue Oberschule, die momentan noch als Dependance der Schule am Ernst-Reuter-Platz geführt wird. Ihre Eigenständigkeit – inkl. Festlegung des endgültigen Standorts – soll jedoch kurzfristig erfolgen. Die Gründung einer weiteren Grundschule in Lehe ist für das kommende Jahr vorgesehen. Auch die gymnasialen Oberstufen verzeichnen Zuwachs. 592 Schülerinnen und Schüler starten in die Einführungsphase der drei Gymnasialen Oberstufen. Ein Plus von mehr als 120 Schülerinnen und Schülern gegenüber dem Vorjahr ist nicht nur ein Indiz für wachsende Schülerzahlen, sondern laut Schuldezernent Michael Frost auch ein Beleg für den Erfolg der Oberschulen: „Dank der Durchlässigkeit des Oberschulsystems steigt die Bildungsbeteiligung sichtbar.“
Nicht nur wachsende Schülerzahlen, sondern auch der Generationenwandel beim schulischen Personal haben erneut zu einem enormen Aufkommen an notwendigen Neueinstellungen von Lehrkräften geführt. Trotz der zunehmend angespannten Bewerberlage ist es gelungen, 80 der insgesamt 115 im Rahmen der Zuweisungsrichtlinie des Landes zur Verfügung stehenden Stellen mit neuen Lehrkräften zu besetzen. Insgesamt verfügt die Stadt über ein Kontingent von 1.183 Stellen. Die Zahl der derzeit noch offenen Stellen liegt damit aktuell bei 35 und somit etwas unterhalb der Zahl zum Schuljahresbeginn des Vorjahres, als 39 Stellen nicht besetzt werden konnten. Der Unterrichtsbeginn sei damit sichergestellt, allerdings werde es erneut zu Einschränkungen im Bereich zusätzlicher Angebote und der Krankheitsvertretung kommen. Um diese Situation aufzufangen und die Förderinstrumente der Schulen zu verbessern, arbeitet das Schulamt derzeit an einem Pilotprogramm, mit dem unterrichtsunterstützende Förderangebote durch geeignetes Personal, etwa Erzieherinnen und Erzieher, die Arbeit der Lehrkräfte unterstützen sollen. Das Schulamt ist zwar zuversichtlich, weitere Stellen im Rahmen laufender Einstellungsverfahren kurzfristig noch besetzen zu können, betrachtet die Entwicklung der allgemeinen Bewerberlage jedoch weiterhin mit Sorge. „Die angespannte Bewerberlage“, so Schuldezernent Michael Frost, „stellt uns unverändert vor große Herausforderungen. Insbesondere für die Grundschulen fehlen qualifizierte Bewerber und Bewerberinnen. Gleiches gilt für die unterstützende Pädagogik. Rund 25 der 35 derzeit nicht besetzten Stellen beziehen sich allein auf diese Bereiche.“ Hier stünden bundesweit zu wenige Studienplätze zur Verfügung, und der notwendige Ausbau der Kapazitäten bzw. die Erleichterung der Studienzulassung kämen zu zögerlich voran. Auch seien die bürokratischen Hürden für die Anerkennung von im Ausland erworbener Lehramtsabschlüsse weiterhin zu hoch, dabei stünden laut Stadtrat Frost auch in Bremerhaven durchaus geeignete Personen zur Verfügung.
„Es muss für alle Beteiligten klar sein“, so Frost, „dass wir langfristig mit Seiteneinsteigern im Schuldienst umgehen müssen, die auch im laufenden Verfahren einen hohen Anteil der eingestellten Kräfte ausmachen.“ Das wiederum bedeute aber gemeinsame Anstrengungen aller Verantwortlichen bei der Schaffung von Weiterbildungsmöglichkeiten für geeignete Interessenten.
Frost fordert hierzu den Ausbau von Qualifizierungsprogrammen für Seiteneinsteiger auf der Ebene des Landes, die über die bisherigen Vereinbarungen hinausgehen: „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir insbesondere für den Primarbereich kurzfristig wirksame Programme entwickeln müssen, die anderen Berufsgruppen den Zugang zum Grundschullehramt und zur Sonderpädagogik ermöglichen.“
Daneben unternehme die Stadt bereits einiges, um das eingestellte Personal fit für den Unterricht zu machen: „Unser Lehrerfortbildungsinstitut bietet spezielle Seminare für Seiteneinsteiger an. Wir haben ein Mentorensystem an den Schulen aufgebaut, durch das Lehrer für die Unterstützung ihrer neuen Kolleginnen und Kollegen ein Entgelt erhalten. Dieses System soll ausgebaut werden. Eine erste Gruppe von Seiteneinsteigern startet im Spätsommer eine berufsbegleitende Qualifizierung, die das Landesinstitut für Schule für sie auflegt, eine weitere Gruppe folgt im nächsten Jahr.“ Langfristige Wirkung solle das Stipendium für Lehramtsstudierende entfalten, die sich bei Inanspruchnahme für den Schuldienst in Bremerhaven entscheiden. Eine kurzfristige Maßnahme der Personalbindung sei durch die vom Land beschlossene Erhöhung der Referendariatsplätze bereits in die Wege geleitet worden. Frost: „Dank der engen Zusammenarbeit zwischen den Schulen, der Schulverwaltung und dem Landesinstitut werden wir unser Kontingent erneut ausschöpfen können.“
Angesichts der anwachsenden Fluktuation von Lehrkräften fordert Frost weitere Anstrengungen zur Angleichung der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften: „Unterschiedliche Gehaltsgefüge und Unterrichtsverpflichtungen zwischen den Bundesländern verschärfen den Wettbewerb und führen zu einer zunehmend schärferen Gangart zwischen den Anstellungsträgern für Lehrkräfte. Hier sind die Kultusminister der Länder gefordert, um einer Situation vorzubeugen, in der die Länder untereinander die Lehrer abwerben. Ich begrüße dabei ausdrücklich, dass Grundschullehrkräften, die auch im Vergleich zu ihren Kolleginnen und Kollegen an den weiterführenden Schulen schlechter vergütet werden, im Land Bremen jetzt eine Pauschale gezahlt wird, die ein wichtiger Schritt zur allgemeinen Anhebung ihrer Besoldung ist.“
Die Zahlen in der Übersicht:
Schülerinnen und Schüler
|
Schuljahr 2017/2018
|
Schuljahr 2016/2017
|
Einschulungskinder in öffentliche Schulen |
976
|
1135
|
Klassenverbände |
46
|
54
|
Übergänge in die 5. Jahrgangsstufe |
1023
|
1001
|
davon ins Gymnasium |
140
|
162
|
in die Oberschule |
883
|
839
|
Übergänge in die GyO |
592
|
470
|
- Davon Lloyd-GyO |
151
|
140
|
- GyO Geschwister Scholl |
168
|
140
|
- GyO Carl von Ossietzky |
273
|
190
|
Lehrkräfte
Unterrichtswirksame Abgänge von Lehrkräften (in Stellen) davon: |
66,8
|
69,3
|
|
21,2
|
31,3
|
|
18,4
|
21
|
|
27,2
|
17
|
Zu besetzende Stellen aufgrund von Abgängen/Inklusion/Zuwanderung |
74,2
|
114,5
|
Unbesetzte Stellen aus dem lfd. Schuljahr |
40,8
|
|
Zu besetzende Stellen gesamt: |
115
|
114,5
|
Einstellungen (Stellen, Stichtag 01.08.2017) |
80
|
75,5
|
Davon direkt aus dem Referendariat (Personen): |
29
|
|
- Bremerhaven |
17
|
16
|
- Stadt Bremen und andere Bundesländer |
12
|
15
|
Wechsel aus anderen Bundesländern und Stadt Bremen (gem. Freistellungsverfahren) |
9
|
7
|
Offene Stellen: |
35
|
39
|
|
22
|
8,5
|
|
12
|
25,5
|
|
1
|
5
|
Durchschnittsalter aller Lehrkräfte |
45
|
45
|
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