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„Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ | Sportsenatorin Anja Stahmann eröffnet Ausstellung in Bremerhaven

Eine Wanderausstellung zur Geschichte jüdischer Sportlerinnen und Sportler im nationalsozialistischen Deutschland hat Bremens Sportsenatorin Anja Stahmann in ihre Rolle als Vorsitzende der Sportministerkonferenz heute (Mittwoch, 16. Oktober 2019) eröffnet. Mit überlebensgroßen Silhouetten wird an das Leben, die Erfolge und die Verfolgung von 17 herausragenden Sportlerpersönlichkeiten erinnert. „Die Ausstellung macht das große Verdienst jüdischer Sportlerinnen und Sportler für die Entwicklung des modernen Sports in Deutschland sichtbar“, sagte Senatorin Stahmann zur Eröffnung im New-York-Saal der Deutschen Auswandererhauses in Bremerhaven. „Anhand ausgewählter Porträts würdigt und dokumentiert sie in erster Linie Verdienste, Erfolge und Leidenswege der Sportlerinnen und Sportler im nationalsozialistischen Deutschland.“
Gemeinsam eröffneten sie die Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“: Elvira Noa, Senatorin Anja Stahmann, Professor Dr. Lorenz Peiffer und Dr. Hubertus Hess-Grunewald vor einem Bildnis der Sportlerin Gretel Bergmann. Bergmann gehörte zu den besten Hochspringerinnen in Deutschland, wurde aber auf Grund ihrer jüdischen Herkunft nicht für die Olympischen Sommerspiele 1936 nominiert, nachdem sie bereits 1933 von ihrem Sportverein ausgeschlossen worden war. Sie emigrierte in die USA, nahm noch zu Kriegszeiten die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Die Ausstellung stellt Sportlerinnen und Sportler in den Mittelpunkt, „die als Nationalspieler, Welt- und Europameister, Olympiasieger und Rekordhalter zu den gefeierten Idolen ihrer Zeit zählten“, so Senatorin Stahmann. „Als Juden wurden diese Frauen und Männer während der NS-Zeit aus ihren Sportvereinen ausgeschlossen, und Titel wurden ihnen aberkannt. Etliche wurden deportiert, viele haben im finstersten Kapitel deutscher Geschichte in den Konzentrationslagern ihr Leben gelassen.“ Die aktuellen Ereignisse in Halle machten deutlich, „wie wichtig es auch ein dreiviertel Jahrhundert nach dem Ende der NS-Herrschaft ist, eine lebendige Erinnerungskultur zu pflegen. Die Gräuel des Nationalsozialismus dürfen niemals in Vergessenheit geraten. Nur so können wir Menschen jüdischen Glaubens in unserer Mitte dauerhaft schützen.“
Weiter sagte sie: „Wir wollen in einer offenen Gesellschaft und einem demokratischen Staat leben, in dem der Schutz religiöser oder ethnischer Minderheiten garantiert ist. Taten wie die in Halle oder das Erstarken von gewaltbereiten rechtsextremen und antisemitischen Gruppen widersprechen dem. Gerade in Deutschland haben wir eine geschichtliche Verantwortung, dem Antisemitismus entschieden entgegenzutreten – als Staat, aber auch als Bürgerinnen und Bürger dieses Landes.“
Zu den 17 jüdischen Sportlerpersönlichkeiten deutscher Nationalität in der Ausstellung gehört unter anderem der Fußballpionier Walther Bensemann (1873 bis 1934), der maßgeblich dazu beigetragen hatte, den Fußball in Deutschland populär zu machen. Zur Jahrhundertwende war er Mitbegründer des Deutschen Fußball-Bundes und im Jahr 1920 Begründer des „Kicker“, der ein gutes Jahrzehnt später in einer Auflage von 100.000 Exemplaren gedruckt wurde. Erinnert wird auch an die Lebensgeschichte des Fußballnationalspielers Julius Hirsch (1892-1943) und der zehnfachen Deutschen Leichtathletikmeisterin Lilli Henoch (1899-1942). Beide wurden deportiert und ermordet. Der Basketballspieler Ralph Klein entkam nur knapp der Deportation nach Auschwitz, blieb dem Sport über Jahrzehnte verbunden, zunächst als Nationaltrainer in Israel und später in der BRD.
Die Ausstellung gibt darüber hinaus Einblicke in die Biografien der Fechtolympiasiegerin Helene Mayer, des Schachweltmeisters Emanuel Lasker, des Meisterboxers Erich Seelig, der Deutschen Tennismeisterin Nelly Neppach, der Deutschen Speerwurfmeisterin Martha Jacob, der Leichtathletin Gretel Bergmann, der Turnolympiasieger Alfred und Gustav Felix Flatow, der Europameister im Gewichtheben beziehungsweise im Ringen Julius und Hermann Baruch, des Eishockeyspielers Rudi Ball und des deutschen Fußballnationalspielers Gottfried Fuchs.
Als erste jüdische Athletin, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine olympische Medaille für Deutschland gewonnen hat, ehrt die Ausstellung schließlich die Schwimmerin Sarah Poewe, die im Jahr 2004 in Athen Bronze in der 4x100 Meter-Lagen-Staffel.
Initiiert, konzipiert und finanziert wurde und wird die Ausstellung durch die DFB-Kulturstiftung und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Die aus Anlass der European Maccabi Games 2015 in Berlin erstmals gezeigte Ausstellung wurde zudem durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) und die Deutsche Bahn Stiftung gefördert. In das Thema der Ausstellung führten der emeritierte Sportwissenschaftler Prof. Dr. Lorenz Peiffer aus Hannover ein, sowie Elvira Noa, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Bremen, und Dr. Hubertus Hess-Grunewald, Präsident des SV Werder Bremen e. V., der auch Mitglied im Kuratorium der DFB-Kulturstiftung ist.
Die Ausstellung ist aufgestellt worden im Rahmen der 43. Sportministerkonferenz, die am 7. und 8. November in Bremerhaven tagt, und bis zum 10. November auf dem Havenplatz zu sehen.
Idee und Konzept: Norbert Niclauss (BKM) und Olliver Tietz (DFB-Kulturstiftung). Autoren: Dr. Berno Bahro, Prof. Dr. Hans Joachim Teichler (beide Potsdam), Prof. Dr. Lorenz Peiffer (Hannover) sowie Dr. Henry Wahlig (Dortmund).
Die Ausstellung ist zweisprachig (deutsch/englisch) und über QR-Codes mit einer Online-Ausstellung verknüpft, auf der ergänzende Texte, Fotos und Filme ausführlich die jüdische Geschichte des deutschen Sports dokumentieren: www.juedische-sportstars.de
Nähere Informationen zu Ausstellung bei:
Dr. Berno Bahro
Zentrum deutsche Sportgeschichte e. V.
Gribenowstr. 21
10435 Berlin
Tel.: 0175-1407470
E-Mail: bernobahro@zentrum-deutsche-sportgeschichte.de
http://zentrum-deutsche-sportgeschichte.de/
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