Sowohl in den Grund- als auch in den Oberschulen macht sich der Bevölkerungszuwachs deutlich bemerkbar. Gegenüber dem Vorjahr stieg allein die Zahl der Einschulungskinder um rund 200. Die Zahl der Klassenverbände im 1. Schuljahr musste entsprechend auf 54 (48 im vergangenen Sommer) aufgestockt werden.
Der anwachsenden Schülerinnen- und Schülerzahl steht ein ebenfalls anwachsender Bedarf an Lehrkräften gegenüber. 69,5 Stellen waren dabei aufgrund des Ausscheidens von Lehrerinnen und Lehrern zu besetzen, weitere 45 Stellen wurden im Rahmen der Zuweisungsrichtlinie des Landes und der zusätzlich benötigten Klassenverbände bewilligt. Bis zum Schuljahresbeginn konnte das Schulamt trotz angespannter Bewerbungslage mehr als 100 Lehrerinnen und Lehrer mit einem Volumen von 75,5 Stellen für den Schuldienst gewinnen.
Das Schulamt hofft, ein Defizit im Regelbereich, etwa durch Vertragsaufstockungen und weitere Einstellungen, kurzfristig beheben zu können. Der Umfang von 8,5 Stellen für diesen Bereich liegt in etwa in der Größenordnung des Vorjahres.
Deutlich schwerwiegender ist das strukturelle Defizit im Bereich der Sonderpädagogik. Hier konnten bis zu diesem Zeitpunkt rund 30 Stellen noch nicht besetzt werden. Das Schulamt wertet diese Unterdeckung als Ausdruck der allgemeinen Arbeitsmarktsituation, denn insbesondere ausgebildete Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen stehen kaum noch zur Verfügung.
Schuldezernent Michael Frost nennt folgende Gründe für diese schwierige Ausgangslage zum Schuljahresbeginn: „Bundesweit steigen die Schülerzahlen stärker als die Ausbildungskapazitäten der Universitäten und Ausbildungsseminare. Bildungsforscher haben allein für dieses Jahr einen zusätzlichen Bedarf von 25.000 Stellen errechnet. An den rückläufigen Zahlen von Bewerbungen aus anderen Bundesländern spüren wir deutlich, dass republikweit zusätzliche Stellen geschaffen werden. Das liegt auch an der ansteigenden Inklusionsquote in fast allen Bundesländern. Gleichzeitig wächst auch der Wettbewerb der Länder untereinander, der gerade aufgrund der direkten Nachbarschaft zu Niedersachsen zunehmend problematisch für uns wird.“ Umso bemerkenswerter sei daher die gelungene Neubesetzung von 75,5 Stellen, was dem großen Engagement der beteiligten Ämter zu verdanken sei.
Die fehlende Verfügbarkeit von sonderpädagogischen Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt bleibe aber nicht ohne Konsequenzen für die Umsetzung des inklusiven Schulwesens. Frost: „Ohne das benötigte Fachpersonal können wir von den Schulen nicht verlangen, dass die Inklusion weiterhin in allen Klassenverbänden umgesetzt wird. Wir werden den Schulen deshalb die Möglichkeit eröffnen, die Zuweisung von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf auf einzelne Klassen zu begrenzen, um den Einsatz der vorhandenen sonderpädagogischen Fachkräfte so effizient wie möglich steuern zu können.“ Diese Maßnahme bedeute die Übertragung des Inklusionsmodells der Stadtgemeinde Bremen auf die Bremerhavener Oberschulen.
Mit einem Maßnahmenpaket, das Frost dem Magistrat in der kommenden Woche zur Beschlussfassung vorlegen will, sollen die Anstrengungen zur Lehrkräftegewinnung nochmals verstärkt werden. Insbesondere im süddeutschen Raum, wo die Einstellungsverfahren aufgrund der späten Ferien noch nicht abgeschlossen wurden, soll die Werbung intensiviert werden, um den Bewerberkreis zu erreichen, der dort evtl. doch noch ohne Stelle ausgeht. Von der Landesregierung erhofft Frost sich eine Beschleunigung der Anerkennungsverfahren für im Ausland erworbene Berufsabschlüsse sowie eine Öffnung der Weiterbildung für sonderpädagogische Fachkräfte. Und schließlich wird auch die Gewährung einer Umzugskostenhilfe für neue Lehrkräfte angeregt. Frost: „In dieser Situation müssen wir jeden Anreiz bieten, damit wir im Wettbewerb um die besten Lehrerinnen und Lehrer bestehen können.“
Die Zahlen in der Übersicht:
a) Schülerinnen und Schüler
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SJ 2016/2017
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Zum Vergleich
SJ 2015/2016 |
Einschulungskinder in öffentliche Schulen
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1135
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922
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Klassenverbände
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54
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48
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Übergänge in die 5. Jahrgangsstufe
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1001
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912
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davon ins Gymnasium
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162
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166
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in die Oberschule
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839
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746
|
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Übergänge in die GyO
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470
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527
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- Davon Lloyd-GyO
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140
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133
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- GyO Geschwister Scholl
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140
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166
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- GyO Carl von Ossietzky
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190
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228
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Unterrichtswirksame Abgänge von Lehrkräften (in Stellen) davon:
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69,3
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56,1
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- Pension, Rente, Altersteilzeit, Sabbatjahr
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31,3
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28,4
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- Vertragsende, Kündigung
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21
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24,5
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- Wechsel in andere Bundesländer/Stadt Bremen (gemäß Freistellungsverfahren)
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17
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3,2
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Zu besetzende Stellen aufgrund von Abgängen
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69,5
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72
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Stellenaufstockungen Inklusion, Zuwanderung
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45
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Zu besetzende Stellen gesamt:
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114,5
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72
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Einstellungen (Stichtag 02.08.2016)
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75,5
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Davon direkt aus dem Referendariat (Personen):
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- Bremerhaven
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16
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19
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- Stadt Bremen und andere Bundesländer
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15
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12
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Wechsel aus anderen Bundesländern und Stadt Bremen (gem. Freistellungsverfahren)
|
7
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4
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Offene Stellen:
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- Regelbereich
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8,5
|
10
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- Unterstützende Pädagogik LSV
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25,5
|
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- Unterstützende Pädagogik W+E
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5
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Durchschnittsalter aller Lehrkräfte
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45
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46
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