Motorradfahrer und andere Zweiradfahrer haben bei einem Verkehrsunfall im Gegensatz zu einem Autofahrer keine Knautschzone. Im Monat August möchte die Bremerhavener Polizei verstärkt das Gespräch zu dieser Zielgruppe suchen und bei Kontrollen auf die Gefährdungslage hinweisen.
Die Bremerhavener Polizei hat es sich in den
nächsten fünf Jahren zum Ziel gesetzt, die Zahl der Verkehrsunfälle in
Bremerhaven deutlich zu senken. Es soll Leben gerettet, die Gesundheit
geschützt und Schäden für den Einzelnen und die Gesellschaft abgewendet
werden. Im Jahr 2011 gab es 4.207 Verkehrsunfälle mit 645 Verletzten.
Zwei Menschen verloren ihr Leben. Mit Aktionsmonaten soll die Zahl der
Unfälle zum einen wieder unter 4.000 gedrückt werden, zum anderen sollen
insbesondere die körperlichen Unfallfolgen minimiert werden.
In diesem Monat steht die Verkehrssicherheit der
motorisierten Zweiradfahrer auf dem Programm der Schutzpolizei. Denn im
letzten Jahr 2011 waren 112 motorisierte Zweiradfahrer an
Verkehrsunfällen beteiligt. In 70 Fällen kamen sie körperlich zu
Schaden, ein Verkehrsunfall davon endete leider tödlich.
Jeder fünfte Mensch, der 2010 bei einem Unfall ums
Leben kam, fuhr Motorrad oder Moped. Die Gründe für die Zahlen liegen
auf der Hand: Motorräder haben im Gegensatz zu Autos keine Knautschzone,
haben keine Airbags oder Anschnallgurte, die ein Leben retten können.
Der Europäische Verkehrssicherheitsrat – ETSC – ermittelte, dass der
Motorradfahrer 18 Mal höher als der Autofahrer gefährdet ist, Opfer
eines tödlichen Verkehrsunfalls zu werden!
Motorradfahrer werden leider häufig übersehen, aus
diesem Grund ist es wichtig, dass sie für andere Verkehrsteilnehmer gut
erkennbar sind und sie sich selber auf das Fehlverhalten anderer
einstellen. Eine angepasste und vorausschauende Fahrweise ist die
Voraussetzung für eine sichere Fahrt im Straßenverkehr. Die richtige
Schutzkleidung ist auch im Sommer unverzichtbar. Die Polizei empfiehlt:
Helm und Schutzbekleidung in hellen, leuchtenden Farben mit
eingearbeiteten reflektierenden Materialien. Zusätzlichen Schutz bieten
spezielle Warnwesten (DIN EN 471). Und das starke und sichere Abbremsen
zählt auch für geübte Motorradfahrer zu den schwierigsten
Fahrmanövern. Die Polizei rät in diesem Zusammenhang zu
Fahrsicherheitstrainings. Denn jeder Meter kann Leben retten!
Allerdings dürfen die Motorradfahrer auch ihre
eignen Fähigkeiten und die ihres Fahrzeugs nicht überschätzen. Zirka
die Hälfte der bundesweiten schweren Unfälle geschehen ohne
Fremdeinwirkung. Überhöhte Geschwindigkeit und nicht angepasster Abstand
rangiert nach der Bremerhavener Verkehrsunfallstatistik bei diesen
Verkehrsteilnehmern ganz oben. Dass vielfach zu schnell gefahren wird,
zeigen die Geschwindigkeitsmessungen des Julis, wo viele Motorradfahrer
mit teilweise erheblich überhöhter Geschwindigkeit gemessen wurden. Und
sie wurden von Polizeibeamten angehalten, dabei wurden ihre Personalien
für die spätere Anzeige notiert – die Zeiten, in denen Motorradfahrer
nur selten zur Verantwortung gezogen wurden, sind in Bremerhaven vorbei!
Die Bremerhavener Polizei wird auch in Zukunft wieder verstärkt
Geschwindigkeitskontrollen durchführen, um die „rasenden“
Motorradfahrer und Co. zu bremsen.
Auf der anderen Seite stellen die Polizeibeamten
insbesondere bei Jugendlichen und Heranwachsenden fest, dass zum
Beispiel Mofas technisch so verändert werden, dass die zulässige
Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h deutlich überschritten wird. Gemessene
Geschwindigkeiten auf dem mobilen Rollenprüfstand der Verkehrspolizei
von 80 bis 100 km/h sind bei Kontrollen keine Seltenheit. Scheinbar ist
den „Bastlern“ nicht bewusst, dass dies an erster Stelle zu einer
Eigengefährdung führt. Die Bremsanlage der Mofas und der Kleinkrafträder
ist technisch überhaupt nicht für diese hohen Geschwindigkeiten
ausgelegt. Auf der anderen Seite rechnen die übrigen Verkehrsteilnehmer
ebenfalls nicht mit so schnellen Mofas und Kleinkrafträdern und schätzen
die Geschwindigkeiten völlig falsch ein - in der Folge ist ein
Verkehrsunfall mit schweren Folgen möglich. Die Veränderung an den
Fahrzeugen hat auch einschneidende führerscheinrechtliche Konsequenzen.
Das Verfahren kann sich auch auf den Führerschein zum Autofahren
auswirken.
Übrigens: In der Stadt Bremerhaven sind 3.224 motorisierte Zweiräder zugelassen (Stand: 31.12.2011).
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